Maria mit dem Kind in der Umgebung verschiedener Heiligen
© Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Correggios rinascita

Die Restaurierung von Correggios "Madonna des heiligen Sebastian" (um 1524)

Die Madonna des heiligen Sebastian wurde um 1524 von Correggio für die Bruderschaft des heiligen Sebastian in Modena gemalt. Historische Überlieferungen belegen, dass das Altarbild bereits im Besitz der Bruderschaft beschädigt war und sich sein Zustand in den folgenden Jahrhunderten verschlechterte. Die heute auffälligste Veränderung ist die wellenartige Oberfläche, welche sich auf die Verwendung ungeeigneter Bretter bei der Herstellung zurückführen lässt. Aufgrund der konvexen Brettverwölbungen kam es besonders an den Leimfugen zu Farbschichtlockerungen und -verlusten.

  • Laufzeit 01.07.2022—31.12.2025
Öffnungszeiten

täglich 10—17 Uhr, Montag geschlossen

Die Restauratorinnen arbeiten vorwiegend von Dienstag bis Freitag im Schau-Atelier. 

  • Eintrittspreise regulär 16 €, ermäßigt 12 €, unter 17 frei, ab 10 Pers. 14,50 €
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In der Vergangenheit

In der Vergangenheit wurde wiederholt versucht, Tafel und Malschicht zu stabilisieren. Neben dem Aufbringen rückseitiger Stützsysteme führten verschiedene Eingriffe an der Bildvorderseite jedoch dazu, dass die Malerei Correggios zunehmend überlagert wurde. Im Rahmen eines Forschungsprojekts werden Erhaltungszustand, Schadensursachen und Aspekte zu Correggios Maltechnik untersucht sowie eine umfassende Konservierung und Restaurierung von Malschicht und Bildträger vorgenommen. 

Maria mit dem Kind in der Umgebung verschiedener Heiligen
© Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Correggio, Madonna des heiligen Sebastian, um 1524

Die Farbenprächtigkeit

Die Farbenprächtigkeit und der Detailreichtum Correggios Malerei werden nach dem Forschungsprojekt wieder unmittelbarer zu erleben sein und so die Wiedergeburt (it. rinascita) dieses Meisterwerks ermöglichen. Aufgrund seiner hohen Empfindlichkeit kann Correggios Werk die Galerie nicht verlassen. Daher wird es vor Ort in einem gläsernen Schau-Atelier restauriert. So bekommen die Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, den Verlauf der Restaurierung mitzuerleben.

Besuch

Das Schau-Atelier besuchen

Die Restauratorinnen arbeiten vorwiegend von Dienstag bis Freitag zu unseren Öffnungszeiten im Schau-Atelier. Der Blick ins Atelier ist darüber hinaus jederzeit auch am Wochenende während der Öffnungzeiten (täglich 10 bis 17 Uhr, montags geschlossen) möglich.

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Correggio in Dresden

Antonio Allegri (um 1489–1534), auch bekannt unter dem Namen seiner Geburtsstadt Correggio, ist heute vor allem für seine die Kunst des Barock prägenden Kuppelfresken in Parma berühmt. Dort hat er in den 1520er Jahren den Dom und die Kirche San Giovanni Evangelista mit revolutionären Deckengemälden ausgestattet, die die Grenzen des Darstellbaren erweiterten. Auch die intensive Betrachterbeziehung, die er mit seinen Werken forcierte, und sein Talent, Emotionen darzustellen, gaben wichtige Impulse für nachfolgende Künstlergenerationen. In den kommenden Jahrhunderten zählte er neben Michelangelo (1475–1564), Leonardo (1452–1519) und Raffael (1483– 1520) zu den bedeutendsten Künstlern der Renaissance. Heute ist Correggio im Vergleich zu seinen berühmten Zeitgenossen zu Unrecht weniger bekannt.

Mit insgesamt vier Altargemälden

Mit insgesamt vier Altargemälden von Correggio besitzt die Gemäldegalerie den weltweit größten Bestand seiner Altarbilder. Dazu zählt die Heilige Nacht (um 1528/30), die gemeinsam mit den drei anderen Gemälden im 18.Jahrhundert aus der Estensischen Galerie aus Modena angekauft wurde und nach Dresden kam. Dort wurde das Werk vom damaligen Galerieinspektor als "Bild, welches in ganz Europa als die berühmte Nacht von Correggio bekannt ist" verzeichnet. Es ist Correggios bekanntestes Altargemälde und gehört zu den einflussreichsten Werken der westlichen Kunstgeschichte. Auch das früheste dokumentierte Altarbild, die Madonna des heiligen Franziskus (1514/15) und sein gemeinhin als letztes akzeptiertes Altargemälde, der Madonna des heiligen Georg (um 1529/30), befinden sich in Dresden. Dieser einzigartige Bestand erlaubt einen einmaligen Einblick in Correggios Früh- bis zu seinem Spätwerk. 

Restaurierung

Vor Beginn der Restaurierung von Correggios Madonna des heiligen Sebastian wurden verschiedene strahlendiagnostische Untersuchungen, wie Röntgen, UV-Fluoreszenzanalyse und Infrarot-Reflektographie, durchgeführt. Die Untersuchungsergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse zum maltechnischen Aufbau und zum aktuellen Zustand der Malschicht und des hölzernen Bildträgers. Sie bilden, neben anderen Quellen, eine wichtige Grundlage für das Restaurierungskonzept.

Zurzeit findet die Konservierung und Restaurierung an der Vorderseite des Gemäldes statt. Die Bearbeitung erfolgt, weil die Malerei insgesamt durch stark vergilbte, ungleichmäßig aufgetragene Firnisschichten, gealterte Kittungen sowie farbveränderte Retuschen und Übermalungen aus vergangenen Jahrhunderten in der ästhetischen Wirkung eingeschränkt ist. Bevor mit deren Abnahme begonnen werden konnte, wurden zunächst Löslichkeitsproben an einzelnen, kleinen Partien im Gemälde durchgeführt. Mit der am besten geeigneten Methode werden nun die Firnisschichten und Übermalungen schrittweise reduziert, ohne die darunterliegende originale Malschicht zu beeinträchtigen. Die ursprüngliche Farbigkeit von Correggios Malerei, die größtenteils erhalten scheint, wird zunehmend wieder sichtbar werden.

Die langwierige Entrestaurierung

Die langwierige Entrestaurierung, die im Juni 2024 abgeschlossen werden konnte, offenbarte ein dramatisches Bild im Bereich der Brettfugen und der Leinwandkaschierungen. 

Die Schäden waren jetzt frei zugänglich und konnten so zielgerichtet bearbeiten werden. Es wurden offene Fugen geschlossen, Versätze der Bretter untereinander ausgeglichen, Holzverluste ergänzt, Nägel entfernt, abgelöste Gewebekaschierungen wieder verklebt, verlorene oder zerstörte Holzsubstanz und Leinenstreifen ergänzt, lose und hohlliegende Farbschollen gefestigt sowie die Parkettierung der Rückseite flexibilisiert. 

Auf diese, jetzt konservierte, originale Substanz kann eine Schließung der Malerei fachgerecht, das heißt auf eine möglichst langfristige Haltbarkeit ausgerichtete Ergänzung, ausgeführt werden.

Spektakulär war der Erfolg der Freilegung der sehr gut erhaltenen, originalen Farboberfläche in den Bildbereichen jenseits der Fugen. Hier trat eine Malerei zu Tage, die von einem der großartigsten koloristischen Talente der italienischen Hochrenaissance zeugt.

Die Madonna des heiligen Sebastian, Cristofano Bertelli, nach Correggio, Kupferstich / Radierung, 2. Hälfte 16. Jh.; Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Ausführlich und qualifiziert

Glücklicherweise ist festzuhalten, dass die entscheidenden und bildbestimmenden Elemente von den starken Schäden ausgenommen sind und eine weitgehende Rekonstruktion der Fehlstellen möglich ist. Als Vorlage für diese nun noch zu leistende Rekonstruktion der Malerei dient uns vor allem eine Grafik von Cristofano Bertelli, der nur wenige Jahrzehnte nach Fertigstellung der Maltafel entstand und von dem sich ein Abzug im Kupferstich-Kabinett der SKD befindet.

Ausführlich und qualifiziert werden die Restaurierungsmaßnahmen sowie der aktuelle Zustand des Gemäldes dokumentiert, denn seit Mitte November 2024 schließen sich nun die Malschichtverluste im Bild wieder: Mit dünn aufgetragenen Kittschichten und ihrer oberflächlichen Strukturierung sowie der anschließenden Retusche wird das Bild aktuell zu einem harmonischen Gesamterlebnis geschlossen.

Dabei werden die rekonstruierten Bildbereiche für die Fachwelt erkennbar bleiben. Die Besucherinnen und Besucher der Gemäldegalerie werden das Gemälde in seiner seit Jahrhunderten verborgenen Pracht wiederentdecken können und in der geplanten Ausstellung und Publikation die Untersuchungsergebnisse und den Prozess der Restaurierung nachvollziehen können.

Forschungsprogramm

Arbeitsaufnahmen, Correggio Projekt, Steffi Bodechtel, Wolfgang Kreische
© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Foto: Wolfgang Kreische
Correggios rinascita - Die Restaurierung von Correggios "Madonna des heiligen Sebastian" (um 1524), 01.07.2022—31.12.2024

Literaturliste Correggios rinascita

Gemälde einer jungen Frau mit Kind
© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Foto: Wolfgang Kreische

FAQ

Correggios „Madonna des heiligen Sebastian“ ist auf Holz gemalt. Leider haben sich die senkrechten Bretter der Holztafel frühzeitig verwölbt. Diese Verformung erzeugte Spannungen an den Brettfugen, die zu Rissen am hölzernen Bildträger und Abplatzungen an der Malschicht führten. Im Laufe der 500-jährigen Geschichte des Bildes wurde immer wieder versucht, die Schäden zu beheben, u.a. durch Verleimungen, Farbfestigungen, Kittungen, Retuschen und wiederholte Firnisaufträge. Auch diese Eingriffe führten teilweise zu weiteren Schäden. Ziel der Restaurierung von Correggios „Madonna des heiligen Sebastian“ ist es, eine langfristige Stabilisierung der originalen Farbschichten, vor allem im Bereich der Fugen, zu erreichen. Die Malerei Correggios wird bzw. wurde dazu von späteren Überzügen befreit. Nach der Konsolidierung der originalen Malschicht werden die vorhandenen Fehlstellen fachgerecht geschlossen und ein neuer Firnis aufgebracht.

Haben ältere Restaurierungen die ursprünglichen Schäden nicht behoben, weitere Schäden verursacht oder beeinträchtigen sie den optischen Eindruck nachhaltig, werden diese Maßnahmen soweit es geht zurückgeführt. Um später hinzugefügte Schichten von Correggios originalen Farbschichten zu unterscheiden, ist eine vorherige, genaue Analyse und ein exaktes Arbeiten unter dem Mikroskop erforderlich. Die Farbschichten sind sowohl optisch als auch in ihren Materialeigenschaften verschieden. In der Regel besitzen sie eine abweichende Farbigkeit, eine andersartige Zusammensetzung und / oder eine unterschiedliche Löslichkeit. Zudem liegen Retuschen und Übermalungen häufig auf einer Firnis- und Schmutzschicht. Diese liegt als dunkle, bräunlich transparente Trennschicht zwischen der originalen Malerei und ihrer Übermalung und dient damit zur Orientierung. Nur wenn eine Farbschicht eindeutig als spätere Überarbeitung identifiziert ist, wird sie abgenommen.

Die Tuchkompressen wurden in unserem Fall zur Abnahme der oberen drei Firnisschichten verwendet und nicht zur Abnahme aller Überzugsschichten. Das eckige Format zu verwenden ist eine einfache und effektive Methode, die bei den unteren Schichten nicht zum Einsatz kam. Hier wurde der Form folgend mit Wattestäbchen und Schwämmen gearbeitet, um den Firnis kontrolliert abzunehmen.

Die drei Restauratorinnen arbeiten flexibel im Schau-Atelier. Ihre Arbeitseinteilung richtet sich nach den Erfordernissen des Forschungsprojekts. Das große Format von Correggios „Madonna des heiligen Sebastian“ (265 x 161 cm) ermöglicht es den Restauratorinnen, gleichzeitig an dem Gemälde zu arbeiten. Neben den praktischen Restaurierungsmaßnahmen umfasst der Arbeitsprozess jedoch auch Phasen der Recherche, Untersuchung und Dokumentation, in denen nicht im Schau-Atelier am Bild gearbeitet wird.

Gerne verweisen wir Sie auf die Webseite des Verbands der Restauratoren. Dort finden Sie umfassende Informationen zu Ausbildungsmöglichkeiten und Studiengängen.

Das Jobportal der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden informiert regelmäßig über aktuelle Stellenangebote im Bereich Restaurierung. 

Fragen

Sollten Sie Fragen zum Projekt haben, können Sie sich unter correggio(at)skd.museum an uns wenden.

Förderer

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