ein Mädchen trägt ein Tablett mit Wasserglas und Kaffeetasse
© Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut

Die historischen Rahmen der Dresdener Gemäldegalerie

Die Rahmen der Dresdener Gemäldegalerie sind hoch berühmt. Im Stil des Rokoko von besonderer kunsthandwerklicher Qualität und unverwechselbar in ihrer Form, vereinheitlichen sie den Eindruck der Räume und geben ihnen den besonderen Dresdener Klang, der von jeher bewundert wurde.

Rahmung nach Modeneser Ankauf

Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts sind die Gemälde der Dresdener Galerie auf diese besondere Weise gerahmt. Anlass für die einheitliche Rahmung der Bilder war die fulminante Erwerbung von einhundert, meist italienischen Gemälden aus dem Besitz des Herzogs Francesco III. d’Este, die im Oktober 1746 ungerahmt nach Dresden gelangten. Unverzüglich wurde mit der Neurahmung nicht nur dieser Bilder, sondern des gesamten Gemäldebestandes begonnen.

Goldener Galerierahmen für  Pietro A. Rotari, Die büßende Magdalena
© SKD, Foto: Estel/Klut
Galerierahmen für Pietro A. Rotari, Die büßende Magdalena

Galerierahmen - Königlicher Besitz

Diese Entscheidung wurde zur Grundlage eines neuen Präsentationskonzeptes, das eine dekorative Harmonisierung der Säle und der ausgestellten Gemälde im Auge hatte. Darüber hinaus dienten die Rahmen auch der Anzeige des königlichen Besitzes: In der unteren Kartusche befinden sich die Initialen des Königs „AR“– „August Rex“. Den oberen Rahmenholm ziert das sächsisch-polnische Wappen, auf dem einst vollplastisch geschnitzte Kronen aufgesetzt waren. Nur wenige Exemplare davon haben sich erhalten.

Geschnitzte Rahmenkrone

geschnitzte Rahmenkrone
© SKD, Foto: Herbert Boswank
geschnitzte Rahmenkrone

Wertschätzung Galerierahmen

Die Wertschätzung der Dresdener Rahmen hält bis in die Gegenwart an. Man ließ (und lässt) auch im 19., 20. und 21. Jahrhundert bei Neuzugängen Rahmen in diesem Stil nachfertigen, die teilweise jedoch in Stuck und nicht in Holz ausgeführt wurden.

Rahmen Sixtinische Madonna

Im Laufe der Zeit wurden vereinzelt auch Gemälde mit einem anderen Rahmen versehen. Prominentestes Beispiel ist sicher der Rahmen von Raffaels „Sixtinischer Madonna“, deren Dresdener Rokokorahmung Mitte des 19. Jahrhunderts zugunsten eines imposanten klassizistischen Rahmens, der die Ausnahmestellung des Bildes betonen sollte, aufgegeben wurde. Heute wiederum wird das berühmteste Gemälde der Dresdener Galerie in einem neu angefertigten architektonischen Tabernakelrahmen im Stil der norditalienischen Renaissance präsentiert.

Madonna mit dem Jesuskind, am unteren Rand die zwei Engel
© SKD, Foto: Herbert Boswank
Raffael, Die Sixtinische Madonna, 1512/1513

Die Technologie der Galerierahmen

Die Herstellung der Rahmen erfolgt bis auf den heutigen Tag im Wesentlichen einer immer wiederkehrenden Technologie: Auf Grundlage eines zeichnerischen Entwurfs und mit Hilfe einer sogenannten Pause schnitzt der Bildhauer die filigranen Ornamente und architektonischen Ausschmückungen aus dem weichen Lindenholz des Rahmens. Dabei ist höchstes handwerkliches Geschick und Können erforderlich.

Die Technologie der Galerierahmen 2

Anschließend erhält das Holz in bis zu zehn Aufstrichen ein Leim-Kreide-Gemisch als Grundierung. Auf den geschliffenen und gravierten Kreidegrund wird nun das sogenannte Poliment – ein feiner, meist rotfarbiger Ton – aufgetragen. Bei der anschließenden Vergoldung kommt hauchdünnes Blattgold zum Einsatz, das zum Schluss poliert, durchgerieben und patiniert wird.

vier Stadien der Rahmenherstellung
© SKD, Foto: Christoph Schölzel
vier Stadien der Rahmenherstellung

Zitat Goethe

... die blendenen Rahmen, aller der Zeit noch näher, in der sie verguldet wurden, ...

Johann Wolfgang von Goethe, 1768

Judith mit dem Haupt des Holofernes
© SKD, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut
Carlo Saraceni, Judith mit dem Haupt des Holofernes
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